Wie sieht Verfolgung in der Türkei aus?
Die Kombination aus wachsendem religiösen Nationalismus und einer zunehmenden Betonung islamischer Werte durch die Regierung verschärft den Druck auf die Christen in der Türkei.
Ausländische Christen werden nach wie vor gezwungen, das Land zu verlassen, oder es wird ihnen die Rückkehr untersagt, auch solchen mit türkischen Ehepartnern und Kindern. Historische christliche Gemeinschaften werden regelmäßig überwacht und von der Regierung kontrolliert und eingeschränkt.
Obwohl der Übertritt vom Islam zum Christentum gesetzlich nicht verboten ist, wird jeder, der kein Muslim ist oder zu einem anderen Glauben konvertiert, als illoyaler Türke angesehen. Christen werden als negativer westlicher Einfluss angesehen. Diejenigen, die sich entscheiden, Jesus zu folgen – sei es vom Islam oder vom Säkularismus – können von ihren Familien und Gemeinschaften unter Druck gesetzt werden, ihren Glauben aufzugeben. Selbst Christen, die einer ethnischen Minderheit angehören, wie etwa Griechen und Armenier, haben mit verschiedenen rechtlichen und bürokratischen Problemen zu kämpfen. Und da die Religionszugehörigkeit auf dem elektronischen Chip im Personalausweis registriert wird, ist es für Arbeitgeber, insbesondere für solche mit Verbindungen zum Staat, ein Leichtes, Christen zu diskriminieren.
In der Türkei leben auch Konvertiten aus Ländern wie dem Iran, Afghanistan, Syrien und dem Irak. Neben dem Druck der türkischen Gesellschaft und der Regierungsbeamten werden diese Christen auch von ihren eigenen Familien und Gemeinschaften unter Druck gesetzt. Viele haben Angst, mit den örtlichen Kirchen in Kontakt zu treten, weil sie befürchten, von Nachbarn entdeckt zu werden.
Wer ist von Verfolgung am stärksten betroffen?
Die Feindseligkeit gegenüber Christen ist in den Gebieten im Landesinneren besonders ausgeprägt, wo die Einstellungen typischerweise konservativ und islamisch geprägt sind. Die meisten nicht-traditionellen christlichen Gemeinschaften wie Baptisten, Evangelikale und Pfingstgemeinden sind in den westlichen Küstenstädten wie Istanbul angesiedelt, die eher liberal und säkular geprägt sind.
Die armenische und die assyrische (syrische) Kirche sind in der südöstlichen Region der Türkei Anfeindungen ausgesetzt. Seit Jahrzehnten sind sie zwischen den Rivalitäten der türkischen Armee und kurdischen Widerstandsgruppen gefangen und werden sowohl von ethnischen Türken als auch von Kurden im Allgemeinen diskriminiert. Die meisten Christen aus diesen Kirchen leben nicht mehr in ihrer ursprünglichen Region, sondern sind in westliche Gebiete der Türkei gezogen.
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Eine Zeit lang schien die Zahl der ausländischen Christen, gegen die ein Einreiseverbot verhängt wurde, zu sinken. Im Jahr 2023 begann die Zahl jedoch wieder zu steigen. Die türkische Regierung hat weiterhin einigen im Ausland lebenden Christen die Wiedereinreise in das Land untersagt, oft aus vagen Sicherheitsgründen. Diese Verbote scheinen ein bewusster Versuch zu sein, die nicht-traditionellen Kirchen zu isolieren.
Wie hilft Open Doors den Christen in der Türkei?
Open Doors organisiert Gebetsunterstützung für verfolgte Christen in der Türkei. Über lokale Partner unterstützt Open Doors persischsprachige gläubige Flüchtlinge mit Schulungen, Material und praktischer Hilfe.
Länderprofil herunterladenHerr Jesus, wir beten, dass unsere Schwestern und Brüder in der Türkei durch die zunehmende Feindseligkeit, die viele von ihnen erleben, nicht entmutigt werden. Schenke denjenigen, die durch bürokratische und rechtliche Hindernisse frustriert sind, einen Durchbruch und gib ihnen Hoffnung in dieser Zeit des Wartens. Berühre die Herzen von wichtigen Vertretern der Regierung und islamischer Kreise, so dass Gläubige nicht als Bedrohung, sondern als geschätzte Mitglieder der türkischen Gesellschaft angesehen werden. Leite und befähige die Christen in ihrem Bemühen, den Menschen in ihrer Umgebung Deine Liebe zu erweisen, auch denen, die nach den verheerenden Erdbeben im vergangenen Jahr Hilfe bringen. Halte die Flut des zunehmenden Nationalismus auf und schreibe eine neue Geschichte für die Türkei, in deren Zentrum Jesus steht. Amen.