Wie sieht Verfolgung in Tunesien aus?
Die Christen stellen in Tunesien eine winzige Minderheit dar. Traditionelle Kirchen wie die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche, zu denen größtenteils ausländischen Christen gehören, sind von der Regierung offiziell anerkannt und genießen ein relatives Maß an Freiheit, obwohl öffentliche Evangelisation nicht toleriert wird.
Die tunesischen Christen sind jedoch nicht offiziell anerkannt und verfügen nicht über offiziell anerkannte Kirchengebäude. Tunesier, die vom Islam zum Christentum konvertieren, sind mit einem hohen Maß an Feindseligkeit konfrontiert, das viele dazu zwingt, ihren Glauben geheim zu halten. Das gilt insbesondere für den Süden, wo die muslimische Bevölkerung konservativer ist. Wer sich mit anderen Christen trifft, läuft Gefahr, aufgrund der Überwachung durch die tunesischen Sicherheitsdienste aufzufliegen. Wenn der Glaube eines Christen entdeckt wird, kann das negative Konsequenzen für sein tägliches Leben haben, wie z. B. verbale und körperliche Misshandlung, Ablehnung durch Angehörige und Unsicherheit am Arbeitsplatz.
Doch trotz dieses Drucks wächst die Zahl der Christen mit muslimischem Hintergrund allmählich.
Wer ist von Verfolgung am stärksten betroffen?
Konvertiten, die im Süden leben, sind besonders gefährdet, da die islamische Bevölkerung dort relativ konservativ ist. Städtische Gebiete, einschließlich der Hauptstadt Tunis, bieten Christen einen Zufluchtsort, an dem sie relativ viel Freiheit genießen können. In den südlichen Grenzgebieten sind gewalttätige islamische Kämpfer besonders aktiv. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, greifen sie gezielt Christen an, egal ob einheimische oder ausländische.
Was hat sich im vergangenen Jahr verändert?
Es wird befürchtet, dass sich die Verfolgung verschärfen könnte, wenn Präsident Kais Saied an der Macht bleibt. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2022 war die Wahlbeteiligung gering, und im Jänner gab es Proteste gegen seine weitgehende Kontrolle über das Land. »Wir sehen, dass der derzeitige Präsident die Legislative und die Regierung des Landes im Sinne seiner Interessen verändert«, sagt der Koordinator der Arbeit von Open Doors in Nordafrika. »Wir erwarten, dass sich die Lage der Kirche weiter verschlechtern wird, wenn er an der Macht bleibt.«
Wie hilft Open Doors den Christen in Tunesien?
Open Doors arbeitet mit lokalen Partnern und Kirchen in Nordafrika zusammen, um Leiterschafts- und Jüngerschaftsschulungen, Unterstützung bei der Existenzsicherung, Rechtshilfe, Traumaberatung, Bibeln und seelsorgerliche Betreuung anzubieten.
Länderprofil herunterladenHerr Jesus, wir danken Dir für die Tapferkeit Deiner Kinder in Tunesien. Mögen sie sich nicht entmutigen lassen, wenn sie Rückschläge erleben, sondern weiter im Glauben wachsen. Gib den Gläubigen neue und aufregende Gelegenheiten, sich zu versammeln, so dass kein Christ ohne Gemeinschaft ist. Sorge für diejenigen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen: Mögen sie sich schnell zu Hause fühlen, wo auch immer sie sich niederlassen. Gib ihnen übernatürliche Kraft, an Dir festzuhalten, wenn der Druck am größten ist. Hilf allen Christen, »die Gabe Gottes zu erwecken [...] Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit« (2. Timotheus 1,6-7). Amen.