Letzten Monat schickte uns Joanna*, eine lokale Partnerin von Open Doors, eine Bitte um Gebet für eine Bibelstudiengruppe in Zentralchina. Aufgrund der Verfolgung in der Region findet dieser Kurs an einem geheimen Ort statt. Er wird von etwa 30 Christen besucht, allesamt Teenager oder Erwachsene in ihren Zwanzigern.
Der Unterricht wird seit etwa zwei Jahren im Geheimen abgehalten. Gottesdienste und die Sonntagsschule finden ebenfalls am selben Ort statt, und die Teilnehmer der Bibelstudiengruppe leiten den Kindergottesdienst als Teil ihres Dienstes. Da all diese christlichen Aktivitäten miteinander verbunden sind und am selben Ort stattfinden, sind, wenn eine dieser Aktivitäten betroffen ist, unweigerlich auch die anderen Aktivitäten gefährdet.
Li*, der Leiter des Bibelkurses, erklärte Joanna: »Die Situation wird immer kritischer. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurde in einer benachbarten Region die Existenz einer Gruppe entdeckt, die mit unserer vergleichbar ist. Der zuständige Kursleiter ist jetzt ein gesuchter Mann, der sich verstecken muss. Bisher konnte er nicht nach Hause zurückkehren. Die Teilnehmer der Bibelgruppe wurden nach Hause geschickt und das Eigentum der betreffenden Kirche wurde von den Behörden beschlagnahmt.«
Im vergangenen Monat wurden auch andere Mitarbeiter des Kindergottesdienstes in einer nahe gelegenen Stadt verhört, weil ihre Gebetsgruppe in der App WeChat aufgedeckt worden war.
Li* fügt hinzu: »Vor einigen Tagen versuchte die Polizei, eine Kirche in einer anderen Stadt, die viel näher an unserer liegt, anzugreifen. Die Polizei ging am Sonntag zum Versammlungsort, konnte aber niemanden finden, weil die Kirche ihre Gottesdienstzeiten auf einen anderen Tag verlegt hatte, um nicht von den Behörden entdeckt zu werden. Die Polizei nahm dennoch einige Gegenstände aus der Kirche mit.
Es waren drei verschiedene Bereiche betroffen, nämlich eine Bibelstudiengruppe, die Kindergruppen und der Gottesdienst. Die Vorfälle werden immer häufiger und haben sich alle in der Umgebung ereignet.«
Diese Ereignisse verdeutlichen die derzeitige Verschärfung der Maßnahmen der chinesischen Politik in Bezug auf die Glaubensfreiheit. Nicht registrierte Kirchen, die früher von der chinesischen Regierung toleriert wurden, gelten heute als illegal, während staatlich genehmigte Kirchen unter dem zunehmenden Druck stehen, dass Pastoren ihre Predigten in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der kommunistischen Ideologie halten. Zur Erinnerung: Kindern unter 18 Jahren ist es verboten, an religiösen Aktivitäten teilzunehmen.
Li und sein Team stehen derzeit vor folgender Herausforderung: »Aus Sicherheitsgründen planen wir nun, unseren Bibelkurs vorübergehend zu unterbrechen, insbesondere um die Zeit um Weihnachten und das Frühlingsfest herum zu umgehen. Während dieser langen Ferien müssen die Teilnehmer jedoch ihren Unterricht fortsetzen. Wir hoffen, dass wir ihnen während der Ferien sichere Lernmöglichkeiten bieten können, die sie selbständig umsetzen können. Wir brauchen Hilfe und Gebet.«
*Namen geändert
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