Jinyi*, die Frau von Jianghong, muss sich schon seit einiger Zeit alleine um ihre beiden Kinder im Schulalter kümmern. Ihr Ehemann, der auch der Ernährer der Familie ist, sowie ein weiterer Christ wurden des Betrugs beschuldigt und muss eine dreijährige Haftstrafe im Gefängnis absitzen. Jianghongs Familie hofft, dass er 2026 freigelassen wird.
Li, ein Partner von Open Doors in China, erzählt, wie Jianghong und ein Mitchrist festgenommen und inhaftiert wurden.
»Ursprünglich waren Jianghong und ein anderer Kollege, Zirui*, Jugendpastoren und gründeten eine Jugendgruppe in Zentralchina. Ihre bescheidene Gruppe von etwa 20 Personen wuchs schnell auf fast 200 an. Die meisten von ihnen waren Studenten, aber die Gruppe umfasste auch junge Erwachsene, die bereits im Berufsleben standen. Die örtlichen Behörden forderten sie eines Tages auf, die Gruppe in das System der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung (TSPM) einzutragen, doch sie lehnten das ab. In China gilt die Drei-Selbst-Kirche auf dem Papier als legal und fällt unter die Aufsicht der Regierung. Das bedeutet, dass sich die Kirchenleiter und Pastoren nach der Registrierung regelmäßig bei den Behörden melden und ihre Lehren zur Genehmigung einreichen müssen, bevor sie am Sonntag predigen dürfen.«
»An einem Tag im Herbst 2022 führte die Polizei eine unangekündigte Razzia in der Kirche durch und fast 90 Personen wurden festgenommen. Die meisten von ihnen wurden nach 24 Stunden wieder freigelassen, aber einige wurden sieben Tage lang festgehalten. Jianghong und Zirui wurden abgeführt und schließlich inhaftiert.«
Li beschreibt Jinyis Ringen darum, ihre Familie nach der Inhaftierung ihres Mannes zu versorgen, und davon, wie die Kirche sie im Stich gelassen hat.
»Nachdem Jianghong ins Gefängnis kam, blieb Jinyi mit ihren beiden Kindern und ihren Eltern allein zurück. Jinyi versuchte, die Mitglieder ihrer Kirche um Hilfe zu bitten. Die Kirche half ihr jedoch nicht, sondern wies sie sogar zurück, da sie befürchtete, dass sie dadurch selbst in Gefahr geraten könnte. Jinyi isolierte sich langsam und entfernte sich vom Rest der Gemeinschaft. Sie war nicht einmal mehr in der Lage, zur Arbeit zu gehen.«
Anfangs zögerte Jinyi, Li und sein Team zu treffen. Dank des Gebets und ihrer Bemühungen öffnete sie sich jedoch nach und nach.
»Als wir sie zum ersten Mal kontaktierten, wollte sie sich überhaupt nicht mit uns treffen. Möglicherweise hatte sie beschlossen, ihr Herz zu verschließen, um sich selbst zu schützen, nachdem sie von den Christen in ihrer Kirche abgelehnt worden war. Wir haben viel Zeit damit verbracht, für diese Familie zu beten, und wir danken Gott, dass er Jinyis Herz geöffnet hat! Endlich ist sie bereit, uns zu treffen.«
Am Anfang war das Gespräch kaum vorhanden. »Sie gab nur sehr kurze Antworten, wenn wir Fragen stellten. Auf eine lange Frage folgte eine kurze Antwort.« Nach und nach öffnete Jinyi ihr Herz mehr und mehr und es wurde möglich, Vertrauen und Beziehung aufzubauen.
Im Nachhinein ist Jinyi Li und seinem Team dankbar, dass sie nie aufgehört haben, sie zu besuchen und sich um sie und ihre Familie zu kümmern.
Li kommentiert: »Endlich kann ich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht sehen. Ich fühle mich durch diese Veränderung ermutigt. Ihre Dankbarkeit uns gegenüber zeigt uns, wie wichtig unser Dienst vor Ort ist. Dafür zu sorgen, dass sich andere angenommen fühlen, weil wir ihre Situation nicht verurteilen.«
Heute ist Jinyi in der Lage, wieder zur Arbeit und in die Kirche zu gehen und sich langsam wieder an ein normales Leben zu gewöhnen.
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