Pastor Gideon erinnert sich an den Tag im Mai 2002, als seine Kirche geschlossen wurde. Die Regierung hatte beschlossen, dass nur der sunnitische Islam, die katholische Kirche, die evangelisch-lutherische Kirche und die orthodoxe Kirche als »konforme« Religion galten.
Von diesem Zeitpunkt an war das Leben der Mitglieder seiner Gemeinschaft eine Abfolge von Inhaftierungen und Freilassungen. »Manchmal bleiben sie ein Jahr im Gefängnis, manchmal einen Monat«, erklärt er.
Viele hochrangige Kirchenleiter sind jedoch schon viel länger inhaftiert, manche sogar seit über zwanzig Jahren. Eritrea verfügt über ein ausgedehntes Netz formeller und informeller Gefängnisse. »Die Haftbedingungen in Asmara, wo viele Christen inhaftiert sind, sind extrem schlecht. Manche Zellen sind so klein, dass man sich nicht bewegen kann, und sie haben in der Regel keine Fenster«, berichtet Pastor Gideon aus eigener Erfahrung. Er selbst verbrachte sechseinhalb Jahre im Gefängnis, davon mehr als drei Jahre in Asmara, der Hauptstadt von Eritrea. Manchmal wurde er in einem großen Raum mit anderen Gefangenen festgehalten. Manchmal wurde er in einer kleinen Zelle isoliert, die einen Meter breit und zweit Meter lang war.
Keine Methode wurde ausgelassen, um Christen dazu zu bringen, dass sie Jesus verleugnen, um die Freiheit zu erlangen. Sie wurden sowohl psychisch als auch physisch gefoltert.
»Wir wurden wie Sklaven behandelt. Das Essen war sehr knapp und es fehlte ständig an Wasser. In den ersten Monaten nach unserer Inhaftierung wurden wir brutal geschlagen und verhört. Außerdem mussten wir Zwangsarbeit leisten. Jahrelang musste ich Holz und Steine sammeln und alles tun, was sie mir befahlen«, erinnert er sich. Das Schlimmste war jedoch die Langeweile für Pastor Gideon. »Sie geben dir nichts zu lesen, es gibt kein Radio, du sitzt einfach nur da. Man kann leicht psychisch erkranken. Der Schmerz, den man innerlich empfindet, ist traumatisierend.«
Gideon gibt zu, dass die Versuchung, Jesus zu verleugnen, zeitweise sehr real war: »Mit Gottes Hilfe hielten wir durch und sagten nein. Unsere Ablehnung verlängerte gewissermassen unsere Haft. Hätten wir ja gesagt, wären wir früher freigelassen worden.«
Selbst unter diesen Umständen war Pastor Gideon bereit, das Evangelium mit seinen Mitgefangenen und sogar mit den Wärtern zu teilen, von denen einige Christen wurden. Er sah auch wie Häftlinge, die nicht aus religiösen Gründen inhaftiert waren, im Gefängnis zu Jesus fanden. Gott erhörte ihre Gebete, als eine Bibel in das Gefängnis geschmuggelt wurde. Sie versteckten sich abwechselnd, um darin zu lesen.
Heute ist Pastor Gideon frei und sein Dienst ist gewachsen. »Ich weiß, dass ich jederzeit wieder ins Gefängnis kommen kann. Wenn wir uns mit anderen Christen treffen, tun wir das im Verborgenen. Und wenn sich jemand zu Jesus bekennt, warnen wir ihn, dass diese Entscheidung mit Verfolgung einhergehen kann.«
* Name geändert
Schauen Sie selbst, wie Pastor Gideon und andere eritreische Christen ihre Geschichte erzählen:
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