Am 3. Mai verschärften sich die Spannungen zwischen den Kuki und den Meitei, was zu Ausschreitungen und dem Niederbrennen zahlreicher Kirchen führte. Die Spannungen zwischen den beiden Volksgruppen schwelen seit Jahrzehnten, doch die Gewalt brach aus, nachdem die pro-hinduistische Regierung von Manipur beschlossen hatte, den Meitei zusätzliches Land und Privilegien zu gewähren, und die christlichen Kuki daraufhin von ihrem Stammland vertrieben worden waren.
Lokale Christen bestätigten, dass etwa 300 Kirchen angezündet und zerstört, mehr als 100 christliche Einrichtungen und Besitztümer beschädigt und mehr als 1.000 christliche Häuser niedergebrannt und verwüstet wurden. Mehr als 10.000 Menschen flüchteten in von der Armee eingerichtete Notlager. Es wird befürchtet, dass mindestens 70 Menschen durch die Gewalt ums Leben gekommen sind.
Der Konflikt hat durchaus ethnisch-religiöse Ursachen, auch wenn er in vielen Medien zunächst als rein ethnischer Konflikt dargestellt wurde. Er ist das Ergebnis bestimmter Entscheidungen der Regierung des Bundesstaates, die pro-hinduistisch ist (BJP). Diese Entscheidungen zielen darauf ab, den christlichen Stämmen ihre Rechte vorzuenthalten, obwohl sie ohnehin bereits benachteiligt sind. Aus diesem Grund protestierten die christlichen Stämme (die Kukis) gewaltfrei gegen diese Entscheidungen, von denen sie sich persönlich betroffen fühlten.
Nach diesen Protesten nutzte eine extremistische Gruppe der hinduistischen Meitei-Mehrheit die Gelegenheit, um Kirchen anzugreifen, und zwar nicht nur die christlichen Kirchen des Kuki-Stammes, sondern auch die Kirchen der Konvertiten, die es innerhalb der Gemeinschaft der Meitei gibt. Heute leiden die Gläubigen auf beiden Seiten, Kuki und Meitei, und werden gewaltsam zum Hinduismus zurückbekehrt.
In dieser heiklen Lage sind auch die lokalen Partner von Open Doors direkt von der Gewalt betroffen und suchen Zuflucht in Lagern. Viele Christen halten sich noch immer in den Hügel- und Grenzgebieten versteckt. »Die Gewalt, die sich vor unseren Augen abspielt, ist unbeschreiblich. Wir können nicht aufhören zu weinen. Möge der Herr sein Volk retten«, berichtete Richard*, ein christlicher Meitei, am Tag nach den Anschlägen. »Die meisten Christen sind traumatisiert. Wir brauchen dringend Gebet. Betet für die Situation und betet für die Gläubigen hier«, sagte Kuber*, ein gläubiger Kuki.
Derzeit ist die Versorgung mit Lebensmitteln sowie der Zugang zu Geldautomaten und zum Internet weiterhin unsicher. Die Lebensmittelpreise sind um das Vierfache gestiegen, ebenso wie die Treibstoffpreise. Die lokalen Partner von Open Doors gehen davon aus, dass sich die Lage noch weiter verschlechtern wird. Einige meinen, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte.
Unsere lokalen Partner im Nordosten Indiens leisten Nothilfe und versorgen die betroffenen Christen sowohl auf der Seite der Kuki als auch auf der Seite der Meitei mit lebensnotwendigen Gütern. Bisher haben sie sechs Ortschaften identifiziert, in denen dringend Hilfe benötigt wird. Imphal und Churachandpur sind die kritischsten und am schwersten zugänglichen Gebiete.
Es kann Jahrzehnte dauern, bis die christliche Gemeinschaft, die in der Region Manipur stark verwurzelt ist, zu ihrem Leben vor der Gewalt von Anfang Mai zurückkehren kann. Für die Christen in Indien sind sie ein Zeichen ihrer extremen Verletzlichkeit: »Wenn Christen in einem Bundesstaat wie Manipur so zur Zielscheibe werden können, wie schlimm muss es dann erst in anderen Bundesstaaten sein?«, so die Schlussfolgerung.
* Name geändert
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