Am 13. Juli hat das Europäische Parlament eine Resolution zur Lage in Manipur, einem Bundesstaat im Nordosten Indiens, verabschiedet. Darin fordert es die indischen Behörden auf, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, »um der anhaltenden ethnisch und religiös motivierten Gewalt unverzüglich Einhalt zu gebieten« und alle religiösen Minderheiten zu schützen. Unterdessen wurde die Internetblockade in Manipur teilweise aufgehoben; seither werden der Öffentlichkeit nun immer mehr Details zu gewaltsamen Übergriffen auf Christen bekannt.
Was als ethnischer Konflikt begonnen hatte, hat einen religiösen Charakter angenommen: In der Anfang Mai eskalierten Auseinandersetzung im nordostindischen Bundesstaat Manipur sind laut dem Text der EU-Resolution inzwischen über 120 Menschen zu Tode gekommen, über 50.000 wurden in die Flucht getrieben, mehr als 1.700 Häuser wurden niedergebrannt und mehr als 250 Kirchen zerstört. Lokale Partner von Open Doors schätzen die Zahl der zerstörten Kirchen etwas höher ein, auf etwa 380.
Die EU-Parlamentarier erkennen in ihrer Resolution an, dass »Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten einschließlich Christen« zu der Gewalt beitrage und fordern die indischen Behörden dringend dazu auf, die Gewalt zu beenden und »alle religiösen Minderheiten, wie die Christen Manipurs, zu schützen«. Indien solle zudem unabhängige Untersuchungen der Gewalttaten zulassen, gegen Straflosigkeit vorgehen und die Internetblockade im Bundesstaat Manipur aufheben.
Die EU-Resolution sei ein »entschlossener politischer Schritt«, sagt Anastasia Hartman, EU Advocacy Officer von Open Doors International. Das indische Außenministerium hingegen bezeichnete die Resolution als eine »Einmischung in die inneren Angelegenheiten Indiens«, die inakzeptabel sei und eine koloniale Denkweise widerspiegele.
Anfang Juli hatte das Oberlandesgericht in Manipur eine Lockerung der Internetblockade angeordnet. Infolgedessen fanden in den vergangenen Tagen nun vermehrt Videos und Bilder von Übergriffen auf Christen Verbreitung. Für landesweite Empörung sorgte beispielsweise ein Video, in dem zwei christliche Frauen vom Stamm der Kuki-Zo im Mai von einer aufgebrachten Gruppe von Meitei-Männern aus einem Polizeiauto gezerrt, entkleidet, nackt vorgeführt und sexuell belästigt wurden. Die Zentralregierung sieht sich nun mit Fragen nach den Konsequenzen konfrontiert. Premierminister Narendra Modi hat erstmals seit Ausbruch der Gewalt sein Schweigen gebrochen und angekündigt, dass strenge Maßnahmen gegen die Täter ergriffen würden.
Rachel Reddy*, eine lokale Partnerin von Open Doors, erklärt, es gebe viele solcher Verbrechen, die durch die 80-tägige Internetblockade in Manipur bisher versteckt geblieben seien. »Die Christen erleben Schwierigkeiten von allen Seiten […]. Die Menschenrechte werden grob verletzt, und es ist unbeschreiblich, welches Trauma Frauen, Kinder und andere betroffene Opfer durchleben.«
Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 liegt Indien auf Rang 11 unter den Ländern, in denen es am gefährlichsten ist, als Christ zu leben.
* Name geändert
Quellen: Europäisches Parlament, BBC, The Times of India, Open Doors
Wir verwenden Cookies und andere Technologien auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir nutzen sie u. a., um Ihnen eine sichere Spendenmöglichkeit anzubieten und um Zugriffe auf unsere Website anonymisiert auszuwerten. Außerdem können wir so eigene YouTube-Videos auf der Website teilen. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und von diesen verarbeitet. Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Auswahl jederzeit unter Einstellungen widerrufen oder anpassen.