Am Sonntag, den 25. Juni, wurde Pastor Zaman, bekannt als Saheb, ausgepeitscht, weil er Christ ist. Er hatte sein Haus in Rasht im Nordiran verlassen und war nach Teheran gereist, in der Hoffnung, im Gegenzug eine vor langer Zeit vorgelegte Besitzurkunde für seine Freilassung auf Kaution zu erhalten. Doch anstatt die Besitzurkunde zu erhalten, wurde Saheb mitgeteilt, dass trotz seiner kürzlichen »Begnadigung« zwei Strafmaßnahmen weiterhin in seiner Akte vermerkt und noch nicht vollstreckt worden waren: 50 Peitschenhiebe, weil er nach einem Hafturlaub nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt war, und ein zweijähriges Exil in der Stadt Nehbandan südöstlich von Teheran im Rahmen einer separaten Verurteilung wegen »Verbreitung von Propaganda gegen das Regime«.
Saheb erhielt seine 50 Peitschenhiebe an Ort und Stelle, während seine Frau Marjan draußen auf ihn wartete. Anschließend wurde ihm mitgeteilt, dass er sich »in den nächsten Tagen« den Behörden in Nehbandan, nahe der afghanischen Grenze, stellen müsse.
Marjan sagte Saheb, dass sie bereit sei, ihn ins Exil zu begleiten, aber Saheb wollte nicht, dass seine Familie die Strafe mit ihm zusammen erleiden muss oder von ihrem Zuhause und ihren Freunden getrennt wird. Saheb und seine Familie müssen sich nun auf eine weitere Trennung vorbereiten, und Marjan muss sich allein um den neuen Lebensmittelladen kümmern, den das Paar nach Sahebs Freilassung gemeinsam eröffnet hat.
Sahebs Freund und ehemaliger Gefangener, Pastor Yousef Nadarkhani, wurde seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis ebenfalls ausgepeitscht.
Warum ist das so? Auch ihm wird vorgeworfen, nach einem Hafturlaub nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt zu sein – und ihm droht eine zweijährige Verbannung nach Nikshahr, 720 Kilometer südlich von Nehbandan. Nikshahr und Nehbandan liegen in zwei Provinzen, die zu den ärmsten im Iran gehören.
Die islamische Republik, die auf dem Weltverfolgungsindex 2023 auf Platz 8 liegt, geht besonders hart gegen Christen mit muslimischem Hintergrund vor. Sie sind willkürlichen Verhaftungen und langen Gefängnisstrafen ausgesetzt, in denen sie gefoltert oder anderweitig misshandelt werden. Mindestens 80 Christen sind derzeit im Iran inhaftiert, wobei die vielen »auf Kaution freigelassenen« Christen, deren Situation sehr prekär ist, nicht mitgerechnet sind.
Der Druck auf iranische Christen, insbesondere auf diejenigen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, bleibt in allen Lebensbereichen extrem. Es werden immer mehr gewalttätige Vorfälle, darunter auch Entführungen, gemeldet. Die politischen Institutionen des Landes, darunter auch die Präsidentschaft, werden alle von Hardlinern dominiert, die das Christentum im Allgemeinen und den Übertritt zum Christentum im Besonderen nicht tolerieren. Die staatliche Überwachung nimmt zu und die Behörden üben einen immer stärkeren Einfluss auf das Leben und die täglichen Aktivitäten aus – eine Haltung, die sich in den harten Reaktionen auf die Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini am 16. September 2022 widerspiegelt.
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