Anooshavan wurde bereits vor über einem Jahr verurteilt, aber erst am 13. September dieses Jahres von zwei Beamten des Geheimdienstministeriums vorgeladen, um seine Haftstrafe anzutreten.
Anooshavans Leidensweg begann vor über drei Jahren, als er bei einer Razzia in seinem Haus zusammen mit zwei christlichen Konvertiten, Soori und Mohammadi, festgenommen wurde. Letztere erhielten Strafen ohne Freiheitsentzug. Zusätzlich zu seiner zehnjährigen Haftstrafe drohen Anooshavan nach seiner Entlassung weitere zehn Jahre »Entzug der sozialen Rechte«. Obwohl alle drei Christen beim Obersten Gerichtshof eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragten, wurden ihre Anträge kurzerhand abgelehnt.
Der Anwalt von Anooshavan Avedian teilte mit, dass sein Mandant vorgeladen wurde, ohne vorher über das Verfahren informiert worden zu sein. Das lässt Bedenken aufkommen, ob es sich um ein ordnungsgemäßes Verfahren handelte. Der Anwalt erklärte weiter, dass die Beamten damit drohten, ihm Handschellen anzulegen und ihn gewaltsam ins Gefängnis zu bringen, falls er sich weigern würde, der Vorladung Folge zu leisten.
Am selben Tag, an dem Anooshavan Besuch vom Geheimdienst erhielt, gab es für die Christen im Iran aber auch eine erfreuliche Nachricht: Pastor Joseph Shabazian wurde aus dem Evin-Gefängnis entlassen.
Joseph (59) war am 30. Juni 2020 in einem Haus in Teheran festgenommen worden, in dem ein Gebetstreffen stattfand. Ihm wurde vorgeworfen, »gegen die nationale Sicherheit gehandelt zu haben, indem er das zionistische Christentum förderte«.
Am 29. Mai 2022 verurteilte ihn der Richter zu zehn Jahren Haft, gefolgt von zwei Jahren innerstaatlichem Exil. Darüber hinaus wurde ihm verboten, während zwei Jahren ins Ausland zu reisen oder einer sozialen oder politischen Gruppe anzugehören.
Joseph trat seine Haft im August 2022 im Evin-Gefängnis in Teheran an. Im Februar 2023 wurde sein Urteil jedoch erneut überprüft und im Mai wurde seine Strafe auf zwei Jahre verkürzt. Nun wurde er schließlich begnadigt, und das in einem nach wie vor äußerst repressiven Kontext, in dem viele Christen verhaftet wurden und zum Teil noch immer im Gefängnis sitzen.
Der Direktor der Menschenrechtsorganisation Article18, Mansour Borji, sagte zur Freilassung: »Wir freuen uns über diese seltene gute Nachricht, nachdem in letzter Zeit immer wieder traurige Berichte über einen Anstieg der Verhaftungen zu hören waren.«
Gleichzeitig zeigt er sich aber auch besorgt über die Situation der Christen im Iran:
»Die Tatsache, dass jemand wegen derselben Anschuldigungen oder Aktivitäten ins Gefängnis geht, für die andere begnadigt und freigelassen oder deren Strafe reduziert wurden, [zeigt] den willkürlichen Charakter des Justizsystems im Iran.«
Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt der Iran den 8. Rang unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Foto: https://articleeighteen.com/
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