Ein Bericht von Amnesty International prangert die Gewalt durch aufgebrachte Menschenansammlungen in Nigeria an, die sich insbesondere gegen christliche Minderheiten richtet.
Am 28. Oktober veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über das Phänomen der Gewalt durch wütende Menschenansammlungen (»Massengewalt«), die zu Mord und Folter in Nigeria führt. In dem Bericht wird insbesondere auf die Angriffe auf christliche Minderheiten eingegangen, die aufgrund von Anschuldigungen der »Blasphemie« »gelyncht« werden.
Die Studie befasst sich mit Massengewalt in den letzten zehn Jahren und zählt 555 Opfer und 57 Morde. Darunter sind viele Christen, wie ein Fleischhauer, der auf einem Markt von seinen eigenen Arbeitskollegen angegriffen wurde. Sogar ein Sicherheitsbeamter wurde während eines Streits über eine Ausgangssperre angegriffen.
Gesteinigt und in Brand geseteckt
Die beiden eindrücklichsten Fälle sind jedoch die der Studentin Deborah Samuel Yakubu und der Krankenschwester Rhoda Jatau. Die junge Studentin Deborah wurde im Jahr 2022 von ihren männlichen Studienkollegen gesteinigt und in Brand gesteckt. Die Szene wurde gefilmt und die Mörder wurden festgenommen. Am Tag ihrer Gerichtsverhandlung erschienen die Staatsanwälte jedoch nicht, und die Täter wurden freigelassen.
18 Monate Haft
Daraufhin war die Krankenschwester Rhoda Jatau in den sozialen Netzwerken empört über eine solche Missachtung der Justiz. Ihre Postings wurden als Blasphemie eingestuft und eine aufgebrachte Menge wollte auf sie losgehen. Die Polizei griff ein, nicht um Rhoda zu schützen, sondern um sie ins Gefängnis zu bringen. Sie war 18 Monate lang inhaftiert und dann gegen Kaution freigelassen. Sie steht immer noch jederzeit Gefahr, vor ein Gericht gestellt zu werden, um sich für ihre »Blasphemie« zu verantworten.
»Die Massengewalt gegen Deborah und Rhoda Jatau macht die Kultur der fehlenden Strafverfolgung in Nigeria deutlich.«
— John Samuel, Rechtsexperte für Subsahara-Afrika bei Open Doors
Dieser Kommentar von John Samuel, Rechtsexperte für Subsahara-Afrika bei Open Doors, spricht Bände. Er fährt fort: »Die rechtliche Kriminalisierung von Blasphemie, die der nigerianischen Verfassung und den internationalen Menschenrechten widerspricht, trägt zur Zunahme von Massengewalt bei.«