Christen über 18 Jahre im Dorf Douna-Pen in der Region Mopti müssen jeden Monat 25.000 CFA-Francs (40 Euro) als islamische Steuer an Dschihadisten zahlen, weil sie Nicht-Muslime sind. Diese Summe entspricht mehr als der Hälfte des monatlichen Einkommens vieler Familien.
»Wir leben eigentlich in einem säkularen Staat, in dem solche Praktiken nicht vorkommen sollten, aber leider wird das zu unserer neuen Lebenssituation«
erklärt ein Christ aus diesem Dorf.
Vor einigen Monaten warnten die Partner von Open Doors bereits, dass in der Gemeinde Dougouténé die Jizya eingeführt worden war. Die Dschihadisten forderten die Pastoren zu einem Treffen auf: »Sie haben uns alle neuen Regeln mitgeteilt, die alle Bewohner der Region befolgen sollten. Sie sagten, dass dies kein Krieg sei, sondern dass sie uns über ihre Absichten informieren wollten, damit es keine Überraschungen gebe, wenn sie angreifen würden«, sagte einer der Pastoren.
Die Jizya ist Teil der zunehmenden Verfolgung von Christen in der Sahelzone.
Im Juni wurden Männer ab 15 Jahren in der Grenzregion Tillaberi im Westen – angrenzend an Niger und Burkina Faso – ebenfalls angewiesen, mit der Zahlung der Jizya zu beginnen oder zum Islam überzutreten.
Mali wird seit über einem Jahrzehnt von islamistischen Aufständen heimgesucht. Die Militärregierung, die 2021 die Macht übernommen hat, kämpft mit den Kämpfern der «Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime» (JNIM).
In einigen Regionen von Mali, Burkina Faso, Niger und Nigeria führen islamistische Extremisten, die in Verbindung mit dem Terrorismus stehen, Anschläge gegen Zivilisten und Regierungstruppen durch. Der Islamische Staat in der Größeren Sahara (ISGS), der Islamische Staat in Westafrika (ISWA) und die mit Al-Qaida verbundene JNIM operieren nebeneinander.
Die Erhebung der Jizya ist eine Praxis, die während der Besetzung des Irak und Syriens durch die Kämpfer des Islamischen Staates (IS) von 2014 bis 2017 eingeführt worden war.
Im Nahen Osten setzte der IS die Jizya als Instrument zur Verarmung christlicher Gemeinden ein. Die Analysten von Open Doors sind der Ansicht, dass die in Mali aufkommenden Fälle keine Einzelfälle sind, sondern Teil eines größeren systemischen Plans.
»Familien, die sich weigern oder nicht zahlen können, werden von ihrem Land vertrieben – von den Orten, an denen sie aufgewachsen sind und ihr ganzes Leben lang gelebt haben. Die langfristigen physischen und emotionalen Auswirkungen sind verheerend«
erklärt Jo Newhouse*, Sprecherin von Open Doors in Subsahara-Afrika.
Die Jizya in Mali ist nur ein Aspekt der Verfolgung, der sich die Christen ausgesetzt sehen. Die Gewalt hat zur Schließung von Schulen, Lebensmittelknappheit, Rekrutierung von Kindersoldaten und Vertreibung der christlichen Bevölkerung geführt, während die in Mali lebenden christlichen Missionare ständig von Entführungen bedroht sind.
* Name geändert
Legende: Beispielbild einer Kirche
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