Die Zeit reicht nur für ein kurzes Treffen mit Leyla* (im Bild) und ihrem Pastor, denn es wird erwartet, dass sie von der Universität direkt nach Hause kommt. Während sie den Mitarbeitern von Open Doors von ihrem neuen Leben als Christin berichtet, sieht sie immer wieder auf die Uhr, damit sie nicht den richtigen Zeitpunkt verpasst, um sich auf den Weg zu machen. Vor ihrem Vater und dem Großteil ihrer Familie muss die 22-Jährige ihren Glauben geheim halten.
Als Kind hatte Leyla im Fernsehen eine Christin beten sehen, und die Frau dankte Gott. »Das fand ich merkwürdig, weil wir im Islam Gott immer um irgendetwas bitten. Auf die Idee, ihm zu danken, sind wir nicht gekommen.« In einer streng muslimischen Umgebung aufgewachsen, las Leyla im Koran und betete, wie sie es diesem Abend hatte ich das Gefühl, dass ich etwas anders machen sollte. Ich tat, was diese Frau im Fernsehen getan hatte: Ich dankte Gott.« Das war der Anfang von Leylas Suche.
Ihre Mutter weiß, dass sie Christin ist und akzeptiert es. Aber Leyla hat große Angst, ihrem Vater davon zu erzählen, denn er hatte sie früher einmal mit einem Messer bedroht, weil sie mit ihm über Fragen zum Islam diskutieren hatte wollen. »Er ist ein freundlicher Mann, aber von Zeit zu Zeit kommt sein anderes Gesicht zum Vorschein. Wie er reagieren würde, wenn ich ihm sagen würde, dass ich Christin bin, ist völlig unvorhersehbar.« Leylas Onkel und Tante hatten sie schon einmal stark ermahnt, sie solle nicht mit Christen sprechen. Eine strenggläubige Mitschülerin hatte sich völlig von ihr abgewandt, nachdem sie einmal versucht hatte, mit ihr über den christlichen Glauben zu sprechen.
Leyla hatte das Privileg, als junge Christin gleich eine Gemeinschaft zu finden, die nicht nur Gottesdienste und Bibelgruppen anbietet, sondern mit Unterstützung von Open Doors auch Bibelkurse. Viele Muslime,
sowohl in nordafrikanischen Ländern als auch anderswo in der islamischen Welt, bleiben allein, nachdem sie zum Glauben an Jesus gefunden haben.
Leyla ist Gott zutiefst dankbar dafür, dass sie erkennen durfte, wie er wirklich ist. »Ich habe das Glück, eine besondere Beziehung zu Gott zu haben, aber wenn ich meine Familie sehe, fühle ich mich schlecht. Ich liebe meine Familie, ich liebe meinen Vater. Ich möchte, dass sie auch Christen werden. Es ist schwierig, dies anderen zu erklären, aber das Christentum ist keine Religion, in der man verpflichtet ist, jeden Tag zu beten – es ist eine Beziehung.« /
*Name geändert
Auszug Open Doors Magazin - Mai 2020
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