In Pakistan bedeutet Verfolgung nicht nur gezielten Mord, Entführung oder Vergewaltigung, wenn man an Jesus glaubt. Sie kann auch den Tod herbeiführen als Folge der Diskriminierung, die die Christen in die minderwertigsten Arbeitsplätze drängt.
Nadeem, Faisal und Michael sind Kanalarbeiter, wie viele andere Christen in Pakistan auch. Denn die Muslime weigern sich dort, diese Arbeit zu verrichten. Am 3. Oktober dieses Jahres, Sonntagabend, erhielten die drei Männer von ihrem Vorgesetzten den Auftrag, in der Hauptstraße der Stadt Sargodha, im Norden der Provinz Punjab, ein verstopftes Abwasserrohr freizulegen. Jeder von ihnen musste in kurzen Hosen und ohne Schutzausrüstung in einen Abwasserschacht hinuntersteigen. Wenn sie sich geweigert hätten, wären sie entlassen worden.
Was danach geschah, erzählt Michael, der einzige Überlebende: »Ich kletterte eine morsche Holzleiter hinunter, die unter meinem Gewicht nachgab. Ich wurde wegen der giftigen Gase sofort ohnmächtig. Die Vorsteher zwangen Nadeem und Faisal, mich heraufzuholen. Sie stiegen in den Schacht und legten mir ein Seil um die Brust, damit die anderen mich hochziehen konnten. Dann machten die giftigen Gase auch sie bewusstlos.«
Als die Rettungskräfte eintrafen, weigerten sie sich, in den Schacht zu steigen, obwohl sie mit Gasmasken und Sauerstoff ausgerüstet waren. Sie ließen die beiden Christen im elenden Dreck mit dem Tod ringen und sterben.
Es ist wahrscheinlich, dass die Rettungshelfer die beschmutzten Christen nicht berühren wollten, um selbst nicht »unrein« zu werden. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas vorkommt: Ein christlicher Kanalarbeiter, Irfan Masih, war in die Kanalisation gefallen. Er starb im Krankenhaus, weil das Pflegpersonal ihn nicht berühren wollte.
Nadeems Neffe hat Klage eingereicht. Er hofft, dass die Witwe seines Onkels, Mariam Bibi, eine Entschädigung erhält, denn es liegt kriminelle Fahrlässigkeit vor. Tatsächlich verschwanden die drei Vorsteher, als sie sahen, wie sich die Situation entwickelte, und die Rettungskräfte weigerten sich, einzugreifen. Mit anderen Worten: Sie unterließen es, ihre Pflicht zu erfüllen. Zunächst versuchte Nadeems Arbeitgeber, zu verhandeln und die Witwe mit einem bescheidenen Betrag abzufinden, weit weniger, als ihr normalerweise zustehen würde. Nun wird sie unter Druck gesetzt, die Klage zurückzuziehen. Doch der Bürgermeister von Sargodha, Malik Aslam Naveed, besuchte die Witwe und versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihr zu helfen.
In Pakistan, das auf dem Weltverfolgungsindex an fünfter Stelle liegt, leiden Christen unter der islamischen Dominanz und Unterdrückung. Sie sind Opfer einer institutionalisierten Diskriminierung. Die meisten Christen sind arm, einige leben fast wie Sklaven. Auch Christen aus der Mittelschicht werden ausgegrenzt und verfolgt. Alle leben unter der Bedrohung durch Blasphemiegesetze, die häufig gegen sie zur Anwendung kommen. Sie können umstandslos zu Unrecht beschuldigt, verhaftet, eingesperrt oder sogar zum Tode verurteilt werden – aus bloßer Eifersucht oder um persönliche Konflikte auszutragen.
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