Der Gewaltausbruch ereignete sich am 16. August in der Stadt Jaranwala in der Provinz Punjab, nachdem zwei Christen der Blasphemie beschuldigt worden waren.
Daraufhin stürmten Hunderte von Männern die Gemeinschaft, griffen Kirchen an, setzten Häuser in Brand und zerstörten sogar einen Friedhof. Erste Medien und Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass mindestens acht Kirchen niedergebrannt wurden – ebenso wie zahlreiche Häuser von Christen – und dass 17 Kirchen ins Visier genommen wurden. Die Christen vor Ort waren gezwungen, um ihr Leben zu fliehen.
»Die Angriffe waren heftig und unaufhörlich. Hassreden und Ankündigungen aus den Moscheen wurden in ganz Jaranwala verbreitet«, sagt Peter*, ein Christ aus Jaranwala. »Innerhalb kürzester Zeit wuchs die Menge von 100 Personen an einem Ort und auf 4000 Personen in verschiedenen christlichen [Vierteln] in Jaranwala und Umgebung an.«
Ein Video der Nationalen Kommission für Menschenrechte in Pakistan zeigt die Folgen der Gewalt gegen eine Kirche der Heilsarmee:»Die Angriffe waren heftig und unerbittlich«, berichtete Peter*, ein Christ vor Ort.
— National Commission for Human Rights (@nchrofficial) August 17, 2023
Blasphemievorwürfe werden häufig dazu benutzt, Minderheitengruppen in Pakistan ins Visier zu nehmen und zu unterdrücken, und selbst nur ein Vorwurf kann zu kollektiver Gewalt führen. »Die Häufigkeit und das Ausmaß dieser Angriffe – die systematisch, gewalttätig und oft unkontrollierbar sind – scheinen in den letzten Jahren zugenommen zu haben«, erklärte die pakistanische Menschenrechtskommission gegenüber Reuters.
Christen vor Ort berichten von ihrem Misstrauen gegenüber den offiziellen Erklärungen eines spontanen Gewaltausbruchs. Der erste Untersuchungsbericht zu den Blasphemievorwürfewurde der Polizei nur wenige Stunden vor Beginn der Ausschreitungen übergeben. »Es ist kein Zufall, dass die Moscheen in der Stadt damit begonnen haben, Hassreden zu verbreiten, was zu Massenangriffen in der ganzen Stadt geführt hat«, sagt ein Vertreter einer örtlichen Kirche. »Wie konnten all die Moscheen Zugang zu diesen Informationen haben? Wie konnten sie so viele Menschen versammeln, wenn nichts im Voraus geplant war? Niemand antwortet auf unsere Fragen! Aber wir werden darauf warten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
»Wenn die Ankläger so von ihren Emotionen überwältigt waren und nicht anders konnten, als die Kirchen oder die Häuser der Opfer anzugreifen, wie konnten sie dann vor oder beinahe zeitgleich mit dem Angriff einen Untersuchungsbericht einreichen?«
Am Tag nach dem Anschlag wurden 146 Personen von den pakistanischen Behörden festgenommen, die nun die Ermittlungen aufgenommen haben. Der Interim-Premierminister Anwaar-ul-Haq Kakar schrieb in den sozialen Medien: »Gegen diejenigen, die gegen das Gesetz verstoßen und Minderheiten angreifen, werden harte Maßnahmen ergriffen. Alle Ordnungskräfte wurden aufgefordert, die Schuldigen zu verhaften und sie vor Gericht zu stellen.«»Das ist ein Fall von geplanter Verfolgung der Minderheit, die wir sind«, sagte ein betroffener christlicher Leiter, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann.
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