In Syrien ist es am Wochenende zu einer Welle der Gewalt gekommen, die sich hauptsächlich gegen die alawitische Minderheit richtet. Über tausend Menschen haben in den vergangenen vier Tagen bereits ihr Leben verloren. Die in der Region lebenden Christen sind in großer Angst. Gestern wurden Gottesdienste abgesagt; viele denken darüber nach, das Land zu verlassen.
Nach Angaben einer in Großbritannien ansäßigen Beobachtungsstelle wurden allein am Freitag und Samstag 830 Zivilisten bei »Massakern« an der Westküste Syriens getötet. In den sozialen Medien kursierten gefälschte Berichte über zahlreiche getötete Christen. Bislang kann Open Doors nur den gewaltsamen Tod eines Vaters und seines Sohnes bestätigen, die bereits am Donnerstag ums Leben kamen. Am Freitag wurde ein weiterer Christ in seinem Haus von einer mutmaßlich verirrten Kugel tödlich getroffen.
Gestern fanden in vielen Kirchen keine Gottesdienste statt. In Städten wie Latakia und Tartus sind auch zahlreiche Geschäfte und fast alle Restaurants geschlossen. Eine Christin aus der Region sagt, sie habe Angst, dass eine Zeit der Rache und des Terrors beginnen könnte.
All die Gewalt weckt bei vielen Syrern traumatische Erinnerungen an die Herrschaft des «Islamischen Staates» (IS) und die während dieser Zeit verübten Gräueltaten. »Alle Christen, die ich kenne, wollen jetzt das Land verlassen«, sagt eine Kontaktperson von Open Doors aus der betroffenen Region.
Die drei Patriarchen der größten Kirchen in Syrien haben sich am Samstag in einer gemeinsamen Erklärung zu den Gewalttaten geäußert. »In den letzten Tagen hat Syrien eine gefährliche Eskalation von Gewalt, Brutalität und Tötungen erlebt, die zu Angriffen auf unschuldige Zivilisten, einschließlich Frauen und Kinder, geführt haben. Häuser wurden zerstört, ihre Unantastbarkeit missachtet und Eigentum geplündert – Szenen, die das unermessliche Leid des syrischen Volkes deutlich widerspiegeln«, schrieben sie.
»Die christlichen Kirchen verurteilen nachdrücklich jede Handlung, die den zivilen Frieden bedroht, verurteilen die Massaker an unschuldigen Zivilisten und fordern ein sofortiges Ende dieser schrecklichen Taten.«
Die Kirchenleiter forderten »die Schaffung von Bedingungen, die der nationalen Versöhnung des syrischen Volkes förderlich sind«. Sie fordern einen »Staat, der alle seine Bürger respektiert«, basierend auf »gleicher Bürgerschaft und echter Partnerschaft, frei von der Logik der Rache und Ausgrenzung«.
Die Erklärung wurde vom griechisch-orthodoxen Patriarchen Johannes X., Mor Ignatius Aphrem II., Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, und Patriarch Youssef Absi von der melkitischen griechisch-katholischen Kirche unterzeichnet.
Auf dem Weltverfolgungsindex 2025 steht Syrien an 18. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Wir verwenden Cookies und andere Technologien auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Wir nutzen sie u. a., um Ihnen eine sichere Spendenmöglichkeit anzubieten und um Zugriffe auf unsere Website anonymisiert auszuwerten. Außerdem können wir so eigene YouTube-Videos auf der Website teilen. Je nach Funktion werden dabei Daten an Dritte weitergegeben und von diesen verarbeitet. Weitere Informationen über die Verwendung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Auswahl jederzeit unter Einstellungen widerrufen oder anpassen.